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Vereinigte Schützengesellschaft Bad Waldsee e.V.

VSG Bad Waldsee e.V.

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Chronik

Der Ursprung unserer Schützengesellschaften liegt in einer Zeit, in der sportliche Belange nur an zweiter Stelle waren. Im Mittelpunkt stand der Kampf ums Überleben, um das Überleben der Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft war die Stadt, die durch die Verleihung der Stadtrechte auch die Verpflichtung hatte, den Schutz für die Bürger zu übernehmen.

Waldsee im „Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen“ erhielt 1298 die Stadtrechte. Damit verbunden war das Marktrecht, die Hals- und Blutgereichtbarkeit und das Zollrecht.

Die Stadt musste zuvor wehrhaft sein – also Stadtmauern erstellen und eine Bürgermiliz ausbilden.

Jeder Bürger war wehrpflichtig und hatte seine Stadt mit seinen eigenen Waffen zu verteidigen. Die Führung lag anfangs in den Händen des Adels, der auch auf lange Zeit allein die Ratsmitglieder stellte und in größeren Städten eine wesentliche Macht in der Stadtmiliz bildete, infolge seiner besseren Bewaffnung. Im Gegensatz zu den „Gleveneren“ wie man sie nach ihrer Hauptwaffe, der Gleve, nannte, waren die Bürger, die nach Zünften geordnet kämpften, außer mit Harnisch und Sturmhaube nur mit Spießen bewaffnet.

Neben diesen „Spießbürgern“ gab es noch Bogen- und Armbrustschützen; manche waren auch mit Schlachtschwertern, Streithämmern, Streitkolben, und Morgensternen bewaffnet.
Es ist die Zeit des Rittertums, in der die ritterlichen Nahkämpfe sich als äußerst problematisch erweisen und man daher zu einem verstärkten Gebrauch der Schuss- bzw. Schleuderwaffen (Bogen und Armbrust) überging.

Es ist gleichzeitig eine Zeit der Umwälzungen in den Städten.

Die Städte machten sich von den Feudalherren unabhängig und bildeten zusehends ihr kulturelles Eigenleben.
Die großen Städte verstärkten ihre Streitmacht durch angeworbene Söldner, die seit der Zeit Barbarossas (1152-1190) den Kriegsdienst als Handwerk betrieben. Später nahmen die Städte wie Ulm und Augsburg bekannte Landsknechtführer samt ihren Scharen in Dienst.

Hierzulande war das Häuflein der Verteidiger immer klein, und die Stadt besaß nicht die Mittel, es durch Werbung zu vergrößern. Auch die Ausrüstung mag immer bescheiden gewesen sein.

Während die Reichsstädte schon zu Ende der Städtekriege (1372- 1388) Feuerwaffen einsetzten, bekamen in Waldsee die Bürger zur Auflage, sich selbst zu bewaffnen .

Regelmäßige Pflichtübungen, wurden erst mit der Demokratisierung der Städte eingeführt, zuerst mit der Armbrust oder dem Bogen, später auch mit der Büchse.

Das selbstbewusste Bürgertum entwickelte mit dem Schiesswettkampf ein Alternativspiel zu den ritterlichen Turnieren .

So ist das Schützenwesen in Waldsee deutlich älter als die Gründung der Sebastiansbruderschaft.
Bereits im Jahr 1458 nahm ein Schütze aus Waldsee am Preisschießen in Nürnberg teil.

Die Waldseer Schützengesellschaft lässt sich weit in die Vergangenheit verfolgen; ist aber in ihrer Zielsetzung noch nicht mit dem Verständnis eines Schützenvereines vergleichbar.

Das Land wird regiert vom Habsburgerischen Kaiser Friederich III

Erstmals 1460, mit der Gründung der Sebastiansbruderschaft, dieser frühen Form einer Sozialkasse, tritt die Schützengesellschaft als sozial engagierter Verein in Erscheinung und ist somit der älteste Verein im Landkreis Ravensburg.

Auszug aus der Stiftungsurkunde:

  1. Jedes Mitglied erlegt bei seinem Eintritt 4 ß hlr. und jedes Jahr auf St. Sebastianstag 6 Pfg., welche von 2 verpflichteten Pflegern eingezogen und verrechnet werden. Wer die gesetzte Zahlung zur rechten Zeit nicht leistet, verfällt in eine Strafe von 1Pfd. Wachs, welche Strafe nebst dem Geldbeitrag die Pfleger selbst mit Pfändung einzutreiben berechtigt sind. Das von Strafen gefallene oder um Geld gekaufte Wachs wird alle Samstage nachts und zur Vesperzeit von allen hohen Aposteln und Marienfesten und den weiter bezeichneten Tagen in besagter Kapelle angezündet und gebrannt. Die 2 Pfleger werden alljährlich aufs neue gewählt, (wobei die besonders tauglichen wieder gewählt werden können) und von 12 Brüdern bewacht und unterstützt.
  2. soll jedes Mitglied innerhalb der nächsten 2 Monate nach seiner Aufnahme ein silbernes Zeichen mit einem Einhorn, worin der Englische Gruß gegraben stünde, machen lassen und solches bei den Zusammenkünften in der Kirche namentlich an den bezeichneten Festtagen mit sich führen. Auf Ableben eines Mitglieds wird dieses Zeichen einem Bruderschaftspfleger ausgeantwortet, der dagegen einen Gottesdienst für das verstorbene Mitglied und das gemeinschaftliche Gebet veranlassen wird. Wer gegen die Vorschriften der Bruderschaft handelt, verwirkt dieses Zeichen und damit den Anspruch an den Bruderschaftsgottesdienst.
  3. An St. Sebastianstag und die 4 Quatember werden gemeinschaftliche Gottesdienste gehalten und Seelenmessen für die verstorbenen Mitglieder gelesen. Auf den tödtlichen Abgang eines Bruderschaftsmitglieds haben dessen Erben eine Kerze oder 1 Pfd. Wachs an den Pfleger zu liefern, das bei dem Gottesdienst für das Verstorbene angezündet und gebrannt wird.
  4. Die Schützen, welche Mitglieder dieser Bruderschaft sind, machen sich außer dem allgemeinen Beitrag verbindlich, von je 10 ß hlr., die sie auf der Armbrust gewinnen, einen Pfennig an die Bruderschaftspfleger abzuliefern“.

Zum Vergleich: Ein Liter Wein kostete damals 4 Pfg. ein Söldner verdiente 40 Pf am Tag. Die Hausmiete eines Maurers betrug jährlich 1,6 fl (= 38,4 ß hlr) . Ein einfaches, kleines Haus kostete 20-30 fl, ein Handwerkerhaus 40-100 fl. 1 fl (Gulden) = 24 ß hlr. (Schilling Heller) = 216 hlr. (Heller) 1 Kreuzer = 4 Pfennig

Aus dem Jahr 1487 ist bekannt, dass im Brühl eine Schießhütte erbaut war. Der westliche Bereich des Brühl war zu jener Zeit noch Sumpfland; so muss diese Schießhütte im Bereich südlich der Bahnhofstraße gestanden haben. Ein Schützenhaus mit Schießplatz befand sich nach 1799 im Bereich der Grabenmühlparkplätze, etwa dort, wo sich heute die Gästeinfo befindet: „ ... des Probstes Acker befindet sich unterm Schießplatz der Büchsenschützen und dem Klingelgarten, des Schads Garten genannt ...“ Hier sollte sich der Schießplatz und das spätere Schützenhaus bis 1809 befinden, als König Friederich von Württemberg sämtlichen privaten Waffenbesitz und somit den Schießsport verbot. (Im rechten unteren Bildrand über dem Federschützen ist die Aschenmühle und dahinter das Schützenhaus zu sehen (die alte Schießhütte wurde 1694 abgetragen). Das Gemälde entstand im Feb. 1818. Schießstände sind darauf nicht mehr vorhanden; mit Erlass König Friederichs von Württemberg war seit 19. Juni 1809 jeder private Waffenbesitz verboten.)

Erst am 23. Januar 1817 beschloss König Wilhelm, der seinem Vater Friedrich auf den Thron folgte, eine Liberalisierung des Waffengesetzes. Schützengesellschaften wurden wiederbelebt und Bürger durften unter Auflagen wieder Waffen besitzen.

Waldsee expandierte zu Beginn des 19.Jh stark.
1811 begannen die Waldseer, die Stadtmauer zu durchbrechen und 1832/33 werden das Ravensburger Tor und das Biberacher Tor abgebrochen. Daher bedeuten die Jahre nach 1817 für viele Schützenvereinigungen die Suche nach geeigneten Schießplätzen.

So auch in Waldsee: Das Schützenhaus wurde zwischenzeitlich einer neuen Nutzung zugeführt, der Schießplatz direkt vor den Stadtmauern war nicht mehr geeignet.
1818 wurde „hinter dem See“ ein neues Schützenhaus erbaut. Das Bild entstand um 1850, also vor dem Bau der Eisenbahnlinie.

Die Straße nach Wurzach führte damals östlich vorbei an Hopfenweiler über Haisterkirch.
Die Wurzacher Straße in der Trasse, wie wir sie heute kennen, entstand erst mit dem Bau des Bahndammes.
Der Standort der Schießanlage muss also auf dem Areal Olaf Kraus bis Bahnübergang Schützenstraße/Wurzacher Straße gelegen sein.

Die Französische Revolution von 1848 schlug auch in Württemberg nationalliberale Wellen.

Es gab überall Aufstände und Ausschreitungen. Der König sah sich gezwungen, die alte Regierung am 9. März 1848 durch ein liberales Kabinett unter Friedrich Römer zu ersetzen. Als sichtbares Zeichen der Volkssouveränität verlangte die Bevölkerung die Wiederherstellung des alten Bürgerrechts zum Tragen von Waffen. Dieser Wunsch wurde bereits am 1. April 1848 erfüllt und es wurde das „Gesetz, die Volksbewaffnung betreffend“ verkündet, welches im Volksmund auch „Bürgerwehrgesetz“ genannt wurde.

Mit dieser Einführung der Volksbewaffnung sollte ein Volksheer geschaffen werden, in dem alle volljährigen männlichen Bürger bis zum 50. Lebensjahr dienstpflichtig waren.

Mit der Einführung der Volksbewaffnung hatten die seit 1817 bestehenden Bürgergarden aufzuhören und sich der Bürgerwehr anzuschließen.

Als Auswirkung der Bürgerlichen Revolution wird in Waldsee eine Bürgermiliz und ein Turnverein mit Pompier-Corps (Feuerwehr) gegründet.

Nach der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches im Deutschen Reich und der akribischen Führung der Vereinsregister bei den Amtsgerichten lieferten die Eintragungen ins Vereinsregister neue, sichere Nachweise für das Vorhandensein von Schützenvereinen:

Am 10. Mai 1911 wird im Vereinsregister des Amtsgericht Waldsee die Waldseer Schützengilde eingetragen.

„Die Waldseer Schützengilde war eine Vereinigung Waldseer Geschäftsleute, die Freud und Liebe zum edlen Schießsport bekundeten. Sie erwarben von der Stadt Waldsee am heutigen Möserweg ein Gelände. Im Jahre 1911 wurde das Schützenhaus erstellt. Es ist das heutige zweistöckige Wohnhaus Ebenhoch. Für die Anzeigenmannschaft wurde eine betonierte Deckungsanlage zu ihrer Sicherheit am Möserwald gebaut. Dieselbe ist heute noch zu sehen. Das untere Stockwerk des Schützenhauses ist ganz aus Beton und das zweite Stockwerk ganz aus Holz. Das Dach ist heute noch im Original (Blech) vorhanden.

„Nach 1933 wurde das Schützenhaus durch die NS-Verbände wehrsportlich und durch Leistungsschießen an den Wochenenden benutzt. Es wurde in dieser Zeit eine halbautomatische Scheibenanlage (Fabrikat Johannsen) angeschafft und nur noch auf 50m geschossen.
Diese neue Anlage funktionierte dergestalt: Schoß der Schütze als Beispiel eine 9 links – ging durch den Aufprall der Kugel ein Arm mit der Zahl 9 heraus.
Durch das Eigengewicht des Armes fiel der Arm jedoch schnell wieder nach unten. Mit dieser Anlage brauchte man keine Anzeiger und es konnte viel schneller geschossen werden...“

„Im Jahr 1935 wurde auf dem Nachbargrundstück in der Städtischen Kiesgrube ein Pistolenstand gebaut. Dieser war sehr stark frequentiert. Hier wurde auf Leistung trainiert. Die Pistolenmannschaft mit den Schützen A. Brugger, M. Greiner, E. Engstler, P. Kistler und K. Brauchle waren bei vielen Meisterschaften wie in Nürnberg und Stuttgart. Sie belegten immer sehr gute Placierungen. Doch nach und nach mussten diese Pistolenschützen in die Wehrmacht einrücken und nichts blieb mehr übrig,“
schreibt der Chronist Karl Christ.

„Da das Schützenhaus der Schützengilde laufend durch NS-Verbände belegt war,“ berichtet Christ weiter, „bauten die Jäger kurz entschlossen einen neuen, kleinen Stand aus Rundholz. Derselbe entstand etwa 80m entfernt in der Verlängerung des ersten Schützenhauses.

Nach dem Ende des II.Weltkrieg war zunächst an die Ausübung des Schießsport nicht zu denken.

Durch das Kontrollratgesetz in der französischen Besatzungszone war der Besitz von Schusswaffen nicht mehr erlaubt. Sämtliche Waffen waren an die französischen Besatzer abzugeben. Dazu wurden an mehreren Stellen in der Stadt Kontrollposten errichtet.
Die abgegebenen Waffen wurden anschließend in die beiden Seen geworfen.
Die Schießanlagen wurden beschlagnahmt, enteignet und zerstört. Erst 1951 wurde in der ehemals französischen Zone das Luftgewehrschießen wieder gestattet.

Nachdem eine Gruppe von Jungschützen seit 1954 in den Räumen der Schreinerei Abendschein (Bahnhofstraße, Einmündung Brühlweg) mit Luftgewehren übten, entschied Karl Christ: „Jetzt hört die Herumballerei auf, wir gründen einen Verein.“

Am 4.Mai 1956 wurde im Gasthaus Kreuz in Steinach der Kleinkaliberschützenverein Steinach-Bad Waldsee gegründet. Auf dem alten Schützengelände hinter der Brauerei wurde eine Schießanlage errichtet.
Das Eröffnungsschießen fand bereits im Herbst 1956 statt.

Am 06.07.1961 bewirbt sich Karl Christ im Auftrag des Kleinkaliber- Schützenverein Bad Waldsee-Steinach bei der Stadtverwaltung um den Kauf der ehemaligen RAD-Baracke auf dem Döchtbühl, um hinter der Fürstlichen Brauerei in Steinach ein Schützenhaus zu bauen.
Am 07. Mai 1962 erhält der Kleinkaliber-Schützenverein Bad Waldsee die Baugenehmigung zur Errichtung einer Schießstandanlage im Möserwald.
Hier wird die RAD-Baracke (Reichsarbeitsdienst) aufgebaut, welche ursprünglich als Schützenhaus hinter der Brauerei Steinach geplant war.
Das Grundstück misst 30 ar und ist im Besitz der Stadt Bad Waldsee.

So engagiert der Vorstand das Schützenwesen in Waldsee vorantrieb, so umstritten war auch seine Handlungsweise.
Es kommt zum Bruch.

Die Schützengesellschaft spaltet sich.
Am 31. Mai 1964 gründet ein Teil der Schützen und der damaligen Vorstandschaft die Schützengilde.

Schießstände werden im Keller des Goldenen Bären mit baurechtlicher Genehmigung errichtet.

Der darauf folgende Verhandlungsmarathon trägt Früchte, als der 1. Vorsitzende der Schützengesellschaft erklärt, sein Amt zur Verfügung zu stellen, unter der Voraussetzung, dass nach einer Wiedervereinigung der Verein unter Vorsitz seines jetzigen Stellvertreters weitergeführt werde.

Die Vereinigte Schützengesellschaft Bad Waldsee (VSG) ist geboren.

Neuer 1. Vorsitzender wird im Herbst 1969 Benedikt Metzler. Er leitet den Verein bis 1978. Unter seinem Vorsitz wird die RAD- Baracke abgebrochen und durch einen Massivbau ersetzt. Es entsteht die heutige Luftgewehrhalle mit den Außenmassen 12m / 12m.

Aus der Bruderschaft ist eine Talentschmiede geworden

Seit Mitte 2008 ist die VSG als Talentzentrum des Württembergischen Schützenverbandes eingesetzt.
Im Schützenhaus Möserweg werden talentierte Jungschützen aus ganz Oberschwaben von drei Trainern weitergebildet.

„Unser Talentzentrum in Bad Waldsee hat am Freitag, den 13.06.2008 mit dem ersten Training den Betrieb aufgenommen.
Aus den bisherigen Erfahrungen haben wir festgestellt, dass trotz dieses Datums, das Unternehmen unter einem guten Stern steht.

Da wir an der Kreisgrenze zu den Schützenkreisen Wangen und Biberach liegen, ist eine kreisübergreifende Förderung der Jugendlichen schon fast vorprogrammiert und macht sich auch entsprechend bemerkbar“ – so der Oberschützenmeister Thomas Bäurer.